Tonholz

verwendete Hölzer

Deckenholz: Als Deckenholz finden allgemein weiche, schwingfähige Nadelhölzer Verwendung. Das traditionelle, europäische Material ist Fichte. Fast sämtliche Instrumente vor 1960 sind mit Fichtendecken versehen. In den 60er Jahren entdeckte J. Ramirez zusätzlich die kanadische Rotzeder als Tonholz für Gitarren. Diese zeichnen sich im Vergleich zur Fichte durch eine leichtere Ansprache, und eine etwas wärmere Klangfarbe aus. Andererseits sind Fichteninstrumente tendenziell etwas transparenter und reicher an Klangfarben. In jüngerer Zeit kommen zudem auch öfter (vor allem bei Stahlsaitengitarren) Amerikanische Fichtenarten wie Sitka-Spruce oder Oregon-pine zum Einsatz.

Boden und Zargen: Boden und Zargen werden im Gegensatz zur Decke aus festerem bis sehr harten Holz gefertigt. Als Standardholz für Konzertgitarre hat sich seit längerem Palisander etabliert. Hier muß wiederum zwischen ostindischem und den verschiedenen südamerikanischen Arten wie z.B. Rio-Palisander unterschieden werden, wobei die Klangunterschiede sich in einem sehr engen Rahmen bewegen. Ich bin daher auch der Meinung, daß die durch Importbeschränkungen hevorgrufenen sehr hohen Preise für Rio-Palisander sich, zumindest in klanglicher Sicht, in keinster Weise auszahlen. Eine weiteres, Interessantes Holz ist Ahorn. Es ist sicherlich im europäischen Raum das Holz mit der längsten Tradition im Instrumentenbau. Fast sämtliche Streichinstrumente werden bis heute mit Böden und Zargen aus Ahorn versehen. In klanglicher Sicht bietet es mit seiner silbrigen, hellen Klangfarbe eine interessante Alternative zu den runderen Palisanderinstrumenten. Es existiert gerade als Korpusholz noch eine grosse Zahl weiterer, ausgezeichnet geeigneter Holzarten. Diese haben sich z.T. bei Westerngitarren schon gut etabliert, spielen bei Konzertgitarren aber bis heute lediglich eine Nebenrolle. Grund hierfür sind weniger technische Aspekte als die eher traditionell eingestellten Spieler auf dem klassischen Sektor.

Hals: Als Halshölzer haben sich allgemein Hölzer mit mittlerer Festigkeit durchgesetzt. Wichtig ist hier vor allem ein gutes Standvermögen, d.h. die eine geringe Neigung zum Verziehen und eine hohe Biegefestigkeit. Seit langem schon ist das mittelamerikanische Cedro und verschiedene Mahagoniarten als Standard bewährt. Eine gute alternative aus heimischem Holz ist sicher Erlenholz, welches aufgrung seiner hellen Farbe sehr gut zu Ahorn- oder Zypresseninstrumenten passt.

Griffbrett: Wichtigste Eigenschaft des Griffbrettmaterials ist sicherlich seine hohe Mechanische Beständigkeit. Aus diesem Grunde kommen nur sehr harte Hölzer in Frage. Für hochwertige Instrumente sind die schwarzen Ebenholzarten seit jeher die erste Wahl. Für einfache Instrumente wird häufig Palisander verwendet. Dessen geringere mechanische Belastbarkeit macht sich aber bei intensivem Bespielen nach einigen Jahren oft durch tiefe Mulden zwischen den Bünden bemerkbar.

Allgemeines

Lagerung: Ein wichtiges Kriterium für Tonholz ist die Lagerung. Da Holz allgemein hygroskopisch ist, ist es in der Lage, je nach Umgebung Wasser wie ein Schwamm aufzunehmen und wieder abzugeben. Besonders stark ausgeprägt ist dieser Effekt, wenn das Holz noch frisch ist. Dann ist soviel Wasser gebunden, daß durchaus während der ersten Wochen bei trockener Lagerung über ein Viertel des Gewichts einfach „verdunstet“. Leider gibt es bei diesem Vorgang einen überaus unerwünschten Nebeneffekt: Wird das Holz trockener schrumpft es, wird es dagegen feuchter, so dehnt es sich aus. Daher ist es besonders wichtig, daß das Material beim Verarbeiten trocken ist, da man sonst Gefahr liefe, in kürzester Zeit Risse im Instrument zu bekommen. Interessanterweise ist die Holzfeuchte aber nur ein Aspekt: Bei längerer Lagerung „beruhigt“ sich das Holz noch erheblich, d.h. es neigt immer weniger zum verziehen. Dies kann man recht gut bei manchen industriell gefertigten Instrumenten sehen, deren Holz in wenigen Wochen maschinell heruntergetrocknet wurde, und deren Hälse dann schnell die Form einer wohlgestalten Banane annehmen. Überdies finden im Lauf der Jahre auch noch chemische Prozesse statt, z.B. oxidieren noch in der Zellstruktur gebundene Harze, was auf die physikalischen Eigenschaften spürbaren Einfluss ausübt. Abschliessend kann man also sagen, daß eine mehrjährige Lagerung unersätzliche Voraussetzung zum Bau hochwertiger Instrumente ist. Je nach Holzart sollte die Lagerzeit mindestens 5 bis 8 Jahren betragen.

Schnitt: Ein seltener beleuchtetes Thema im Zusammenhang mit Tonholz ist die Wahl der Schnittrichtung. Diese spielt vor allem bei der Auswahl des Deckenholzes eine überaus wichtige Rolle. Entscheidend ist zum einen, daß der Faserverlauf möglichst parallel zum Deckenbrett verläuft. Man sagt, die Decke ist „im Spalt“. Bei den meisten Bäumen ist ein durchgehend paralleler Faserverlauf gar nicht möglich, da sie „drehwüchsig“ sind, d.h. übertrieben gesagt wie ein Korkenzieher wachsen. Zum Anderen von großer Bedeutung ist, daß die Jahresringe möglichst senkrecht in der Decke stehen. Man erkennt dies an einer ausgeprägten Querstruktur, den sogenannten „Markstrahlen“. Diese Senkrecht zu den Jahresringen verlaufenden Zellen sind für die Quersteifigkeit des Holzes verantwortlich.

Holzfehler: Was bei Tonholz als Holzfehler anzusehen ist, hängt nicht zuletzt davon ab, ob es um die Decke oder um andere Bauteile des Instruments geht. Grunsätzlich ist die Toleranz bei Deckenholz am geringsten. Ist ein kleiner Ast in einem Palisanderboden manchmal eher eine reizvoller Blickfang, so wäre derselbe bei einer Gitarrendecke schon eher eine Katastrophe. Gleiches gilt auch für geraden Wuchs, kleine Wurmlöcher, und die bereits zuvor erwähnten Kriterien für den Schnitt von Tonholz.

Eine Auswahl der wichtigsten Tonhölzer