Der Steg bei akustischen Gitarren dient natürlich einerseits dazu, die Saiten festzuhalten, andererseits werden aber auch hier die Saitenschwingungen auf die Decke übertragen. Daher kommt ihm eine erhebliche Bedeutung beim Klangverhalten des Instruments zu.
Es gibt drei grundsätzlich verschiedene Typen von Gitarrrenstegen:
1) Den aufgeleimten Steg mit Knüpfblock (typisch bei Konzertgitarren) |
2) Den aufgeleimten Steg mit Steckern (typisch bei Westerngitarren) |
3) Den Aufstellsteg (typisch bei Jazzgitarren): |
Der Aufstellsteg, dessen Wirkungsweise ich hier nicht vertiefen möchte, ist von den Streichinstrumenten übernommen. Hier findet eine Druckbelastung auf die Decke von oben statt. Bei den beiden aufgeleimten Stegtypen hingegen findet eine Torsionsbelastung auf die Decke statt, d.h. die Saiten ziehen an der Stegoberkante in Richtung Hals, was sich u.A. in einer mehr oder weniger starken Deformierung der Decke auswirkt:
Wie findet nun die Schwingungsübertragung auf die Decke statt?
Ein weitverbreiteter Irrglaube ist, dass der Steg sich auf- und abbewegen würde. Er wird durch die schwingende Saite vielmehr in eine Kippbewegung versetzt. An den Extrempunkten Ihrer Oszillationsbewegung zieht die Saite am Steg bzw. verkürzt die Strecke zwischen ihren Endpunkten, beim Durchschreiten der Ruhelage ist diese Strecke dann wieder länger.
Was hat das nun für Konsequenzen?
Es wird oft behauptet, eine Saitenaufhängung mit Doppellöchern würde den Ton kräftiger mache, den Diskant stärken oder was auch immer. Als Grund wird der größere Winkel über der Stegeinlage angegeben (s. Skizze).
Die zwei gängigen Methoden der Saitenaufhängung bei Konzertgitarrenstegen |
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Standard | mit Doppelloch |
Wie man sieht, wird die Saite bei der konventionellen Befestigungsart durch Ihre eigene Schlinge nach oben gezogen. Der Winkel über die Saite ist dadurch verkleinert. | Bei Knüpfblöcken mit Doppelloch läuft die Saite direkt von der Bohrung zur Oberkante der Stegeinlage. Der Winkel ist dadurch größer. |
Anhand obiger Schilderung können wir zeigen, dass dies eigentlich nicht sein kann, da der Steg als Ganzes hin und herwippt und die Saiten schliesslich nicht in irgendeiner Form auf die Stegeinlage „einhämmern“.
Was allerdings eine erhebliche Rolle spielt, ist die Höhe de Stegeinlage über der Deckenebene. Diese verändert maßgeblich die Hebelkraft, die den Saitenzug auf die Decke überträgt. Ich habe dies in folgender Graphik einmal vereinfacht dargestellt:
Der Saitenzug ist durch den blauen Pfeil dargestellt. Wie man sich leicht vorstellen kann, ist die Hebelkraft beim hohen Körper rechts um ein vielfaches höher als bei dem flachen auf der linken Seite. Bei Westerngitarren funkltioniert das ganze im Prinzip genauso. Auch hier „schaukelt“ primär der gesamte Steg hin und her.
Und was sagt uns das jetzt?
Zunächst einmal nicht allzuviel. Die optimale Höhe ist von Instrument und Instrument verschieden und hängt von der Steifigkeit der Deckenkonstruktion, der Besaitung und auch dem individuellen Klangideal ab. Eine sehr weiche Decke mit einem hohen Steg kann „abgewürgt“ klingen, eine steife Decke mit einem sehr niedrigen Steg kann sich nicht richtig entfalten.
Auf was kommt es sonst noch an?
Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist das Gewicht des Steges. Ein sehr leichter Steg behindert die Schwingung weniger, schwingt aber auch schneller aus, bei einem schweren Steg verhält es sich dementsprechend umgekehrt. Man kann sich das wie bei einem Schiff vorstellen. Ein kleines Motorboot ist schnell auf Touren, kommt aber auch schnell zum Stehen, wenn der Antrieb ausbleibt. Ein großes Frachtschiff wiederum braucht recht lange, um Fahrt aufzunehmen, ist aber natürlich auch nicht leicht abzubremsen. Auch hier gilt: Einen Idealwert gibt es nicht. Jeder Faktor hängt von vielen anderen und deren Abstimmung zueinander ab.